1.3.2016 New Mexico - Silver City

Fast genau auf der Staatsgrenze verändert sich das Landschaftsbild. Weites Farmland, am Horizont von Bergketten umschlossen, macht nach all den Kakteen richtig Spaß. Und vor allem die Steaks, die hier frei herumlaufen. Viel Land gehört der Familie Campbell, die für die besten Steaks in New Mexico und Texas bekannt sind. Wir fahren die 110 Meilen bis Lordsburg über die I-10. Hier gibt es das erste Visitor-Information-Center für New Mexico. Wir brauchen eine Straßenkarte und sammeln auch sonst allerlei Infomaterial über die Sehenswürdigkeiten und National Parks ein, die wir uns hier anschauen wollen. Bevor wir unseren ersten Zielpunkt Silver City erreichen, kommen wir durch Willcox. Eine kleine Farmerstadt, die 1880 gegründet wurde. Leider leben heute hier nur noch 3800 Menschen. Den Zerfall der Häuser kann man überall sehen. Wir parken und schauen uns die alten, restaurierten Häuser an. Ein Kino, ein Restaurant, eine Tankstelle und zwei Antiquitäten-Geschäfte. Im Fenster gefällt uns ein Cowboy und ein Indianer zu Pferd. Totaler Kitsch - aber wir finden die schön. Also rein in den Laden und kaufen. Zuerst begrüßt uns aber mal eine kleine Ziege, die der Tochter des Besitzers, folgt. Dazu gibt es Hühnerküken, Entenküken und Kaninchen. Auch Pferde züchtet die junge Dame. Wir finden noch ein paar alte amerikanische Nummernschilder, die uns gefallen. Aber am schönsten ist das Gespräch mit dem Inhaber des Ladens. Er weiß sehr viel über seinen kleinen Heimatort zu erzählen. Er war sogar die Geburtsstadt eine bekannten Countrysängers, dem auf dem Hauptplatz ein Bronzedenkmal gewidmet ist. Bei uns wird ihn wohl keiner kennen. 

Danach liegt auf unserer Route Silver City. Eine ehemalige Minenstadt, in der - wie der Name schon vermuten lässt - nach Silber gegraben wurde. Heute gibt es zwar auch noch eine kommerzielle Mine, aber jetzt wird hier Kupfer abgebaut. Ansonsten gibt es - außer dem historischen Ortskern - nicht viel zu sehen. In der Oldtown haben sich unzählige Künstler aller Art niedergelassen. Deren Geschäfte werden aufgelockert durch Internet Cafes und Kneipen. Ganz nett, aber uns zu kommerziell. 

Wir suchen und finden noch den örtlichen Walmart. Hier wird zum Einen eingekauft und zum anderen hat man hier normalerweise ziemlich schnelles Internet. Aber hier nicht. Also müssen wir wieder unsere eigene Datenmenge angreifen. Aber bisher sind wir mit unseren 4GB jeden Monat ausgekommen. Morgen geht es weiter hinauf in die Berge zu den Gila Cliff Dwellings. Bis dahin sind es 44 Meilen auf einer, angeblich schrecklichen Straße. Wir werden es morgen sehen.

 

2.3.2016  Gila Cliff Dwellings

....auf den Spuren von Goyahkla

...bei uns besser bekannt als Gironimo. In den Bergen von Chiricahua und der Gila Gebirgskette haben die Mogollan Indianer gewohnt. Je nach Jahreszeit mal hier mal da. Die Höhlen wurden ab 1200 n.Chr. von verschiedenen Urvölkern bewohnt. Die Chiricahua Apachen siedelten hier ab 1500 n.Chr. Geronimo wurde in den frühen 1820er Jahren geboren, als Mexico die Oberherrschaft über das Gebiet an die Apachen abgab. 30 Jahre später kamen die amerikanischen Siedler und nahmen es wiederum den Apachen weg. Geronimo selbst hat die Letzten seines Volkes - bekannt als die Be-don-ko-he - 1886 in die Reservation geführt. Wir sind von der Gegend total begeistert. Es tut so gut, nach all den Kakteen, endlich mal wieder "richtige" Bäume zu sehen. Auch ist es hier in den Bergen, zwischen 1700 und 2000 Meter, angenehm kühl. Nach ein paar Monaten "nur-Shorts-tragen", muss man sich jetzt tatsächlich wieder in lange Hosen quetschen. Aber allein die Straße hierher, die von allen als grauenhaft geschildert wurde, begeistert uns total. Natürlich ist sie für den normalen amerikanischen Autofahrer grauenhaft, denn erstens: sie ist nicht kerzengerade, sondern ähnelt sehr stark unseren Gebirgsstraßen und zweitens: sie ist eng und kurvig, d.h. man kann nicht mindestens 55 Meilen fahren. Also, ein absolutes no-go! Daher wundert es uns auch nicht, dass die letzten 39 Meilen allein uns gehören. Wir besuchen zuerst die Visitor Information für den Park und erfahren, wo die campgrounds liegen und das sie kostenlos sind. Danach gibt es noch ein paar Hintergrundinformationen (s.o.) und wir fahren zu den campgrounds. Von hier ist es nur ein Fußweg von 5 Minuten bis zum Parkplatz am Aufgang zu den Höhlen. Hier stehen ein paar Pick-ups von mutigen Amerikanern. Dank unseres Jahrespasses für die National Parks brauchen wir auch hier keinen Eintritt zu zahlen. Eine Rangerin, die genau so heißt wie unsere liebe Nachbarin, empfängt uns und erklärt uns noch einmal (natürlich mit Leuchtstift) den Weg. Es stellt sich heraus, dass die Großeltern ihres Ehemannes aus Norddeutschland hierher ausgewandert waren. Eine nette Geschichte,ganz nebenbei. Dann begeben wir uns auf den 1 Meile langen Rundweg. Da die Höhlen natürlich oben in den Felsen liegen, geht unser Weg erst einmal steil bergauf. Sind wir froh, dass wir keine Indianer aus grauer Vorzeit sind. Die mussten jeden Tag diesen oder einen anderen Weg nach oben steigen. Dazu noch mit allem, was zum täglichen Leben benötigt wurde. Ihr wisst schon: Cola, Burger, Kaffee von Starbucks etc.

Oben angekommen, kann man die Höhlen Zwei bis Vier von innen besichtigen. Klar ist zu erkennen, dass die Bewohner nach außen hin Mauern errichtet haben. Diese boten im Sommer Schutz gegen die Hitze und im Winter hielten sie die Wärme der Feuer in den Höhlen. Da wo die Höhlendecken schwarz sind, kann man sich denken, dass dort früher ein Feuer gebrannt hat. Es sind insgesamt 6 Höhlen, die von ca. 60 Menschen bewohnt wurden. Ganz zum Schluß kraxeln wir noch eine Leiter hinab. Solch ein Konstrukt haben sicherlich auch die Indianer gehabt. Denn es erspart den Weg durch alle Höhlen zurück. Danach geht es immer bergab wieder zur Straße und zum Campground zurück. 

Außer uns zeltet nur noch ein Ehepaar aus Texas hier. Der Ranger wies uns schon heute morgen darauf hin, dass es hier immer sehr einsam wäre. Genau das, was wir wollen und uns gefällt. 

Sicher, der Strand auf der Baja war auch wunderschön, aber wir sind eher die "Berg-Liebhaber"! Morgen fahren wir schon weiter Richtung City of Rocks, wieder ein Nationalpark. 

 

Wir sind in Mexico immer mit der app "ioverlander" gefahren. Das war ideal, da uns diese app immer angezeigt hat,wo Übernachtungs- möglichkeiten waren, wo es Wasser und Gas gab. Leider ist sie für die USA - zumindest hier im Südwesten und Südosten nur sehr mager bestückt. Wir haben jedoch die app "RV Parks" gefunden. Diese zeigt von Supermarkt-Übernachtungs-Parkplätzen, über kommerzielle Campgrounds, Campgrounds in Nationalparks auch die Stellmöglichkeiten auf BLM - Land an. Das sind die von uns bevorzugten Plätze, da diese über keine oder nur die nötigste Infrastruktur verfügen, dafür aber immer sehr einsam und mitten in der Natur liegen. Das Bureau of Landmanagment verwaltet Millionen von Quadrat-Kilometern regierungseigenes Land. Dieses wird der gesamten Bevölkerung kostenlos zur Nutzung zur Verfügung gestellt. Oberste Regel ist hier allerdings: So wie Du es vorfindest, so hast Du es auch wieder zu verlassen! Und jeder, wirklich jeder, den wir bisher auf BLM - Land getroffen haben, hält sich daran. Warum wird dieses Angebot kaum von amerikanischen Wohnmobil- oder Wohnwagenfahrern genutzt? Da gibt es eine klare Antwort: Es gibt keinen Strom - den brauchen sie aber für die Klimaanlagen ihrer Autos. Und - und das ist das Wichtigste - die Infrastruktur für Essen und Trinken ist schlicht nicht vorhanden. Ergo - fahren sie da nicht hin! Ausnahmen gibt es natürlich!

 

3.3.2016 City of Rocks

Mitten in der Wüste New Mexicos gibt es versteinerte Lava-Asche. Sie stammt von einem Vulkan-Ausbruch vor ca. 34 Mio. Jahren. Durch Wasser und Wind haben sich dann Boulder-Formationen gebildet, die denen im Yoshua-Tree-Nationalpark in Californien ähnlich sind. Nur das City of Rocks auf ein kleines Gebiet von max. 300x300 Meter beschränkt ist. Als wir ankommen, sehen wir die Wohnmobile Reihe an Reihe stehen. Wie sich später herausstellt, sind dies 20 Plätze, die mit Wasser und Strom versorgt sind. Die restlichen 26 Plätze sind willkürlich zwischen den Rocks verteilt. Wenn man ein Plätzchen gefunden hat, kann man den Nachbarn zwar noch sehen, doch ist eine Menge Platz dazwischen. Wir klettern 1 Stunde durch die Rocks, dann haben wir alles gesehen. Also nutzen wir die Zeit für ein paar anstehende Reparaturen und Säuberungsarbeiten. Es wird sehr schnell dunkel und damit auch kühl. Nicht so kalt wie in den Gila Cliff (ca. 1°), aber es geht doch runter auf 7°. 

 

4.3.2016 ...auf dem Weg zum White Sands National Monument

Da die Strecke bis zum White Sands NM uns zu weit ist und wir in Las Cruces unseren Telefon-Account wieder aufladen müssen, beschließen wir, uns dort einen Walmart zu suchen und dort zu übernachten. Natürlich gibt es auch Campgrounds hier in der Nähe, aber die gleichen auch eher großen Parkplätzen. Außer Strom und Wasser und natürlich Duschhäusern, haben die nichts zu bieten. Da wir das alles nicht brauchen, sehen wir auch nicht ein, für eine Nacht 45$ zu zahlen. Las Cruces ist eine weit verzweigte Stadt mit unzähligen Fast-Food-Läden und Einkaufsmöglichkeiten für Alles, was man braucht oder auch nicht. Das ist auch dringend notwendig, denn im Umkreis von 100 Meilen gibt es solche Einkaufsmöglichkeiten nicht. Daher fährt die Bevölkerung der umliegenden Ortschaften hierher. Wir erledigen unsere Telefon-Aufladung im ersten at&t, an dem wir vorbei kommen. Wir haben ja die letzten Tage wieder mal lernen müssen, dass Amerika zwar das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist, aber gleichzeitig auch das Land der unbegrenzten Weiten. Daher gibt es riesengroße Gebiete, durch die zwar ein Highway oder eine Interstate führt, aber es keinen Telefon- oder Radio-Empfang gibt. Deswegen haben viele Bewohner in diesen abgelegenen Gebieten in ihren Fahrzeugen Satelliten-Radios.

 

5.3.2016 White Sands

Was soll man sagen? Heute war tatsächlich einer der Höhepunkte unserer Reise. Wer hätte das erwartet? Mitten in New Mexico's Wüste gibt es ein von Bergen umringtes Tal, das Tularosa Basin. Es ist eins der größten Naturwunder der Welt: Auf 275 Quadratmeilen befindet sich das größte Gips-Dünenfeld der Welt. Die Dünen, strahlend weiß, verändern sich ständig. Selbst die Tiere, die hier in den weißen Dünen leben, haben sich angepaßt und sind alle sehr hell - von Skorpionen, über Schlangen bis hin zu kleinen Wüstenmäusen. Riesengroß ist das Gebiet, das bis 1975 Standort vieler Luft-Abwehrraketen war. Auch heute noch ist es Raketen-Testgelände. Dann wird der durchführende Highway #70 gesperrt und die Tests finden statt. In dieser Testzeit ist auch ein Besuch der White Sands Dünen nicht möglich. Vom Visitor Center aus fährt man erst einmal 6 km auf Asphalt. Danach endet die Asphaltierung und man fährt direkt auch dem "Gips"-Sand. Wir finden einen schönen Picknick-Platz an einer sehr hohen Düne. Die Kinder rutschen hier mit Kunststoff-Schüsseln oder aufgeblasenen Reifen die Dünen herunter. Ein junger Mann rutscht sogar mit seinem paddle-board runter. Mit Schuhen ist kein Vorwärtskommen. Alle laufen barfuss herum. Und dann merkt man auch den Unterschied zu "normalem" Sand. Der Boden ist kalt und die Oberfläche etwas verkrustet. D.h. jeder Fußabdruck ist sichtbar und man rutscht nicht so sehr wie auf normalem Wüstensand, wenn man den Berg hinauf will. Der Himmel ist heute bewölkt, mit beeindruckenden Wolkenfeldern. Eine tolle Kulisse für die strahlend weißen Dünen. Ohne Sonnenbrille hält man es hier nicht aus. Außerdem - trotz Bewölkung - ist es sehr warm, fast schwül bei 27°. Leider darf man auf dem Gelände mit dem Wohnmobil nicht übernachten, daher fahren wir weiter Richtung Alamogordo, dann hinauf in die Berge. Wenn wir der 82 weiter folgen, kommen wir nach Carlsbad. Aber zuerst müssen wir durch die Berge und dazu ist es notwendig bis auf fast 3000 Meter zu fahren. Unser Dicker merkt das natürlich als Erstes. Trotz Diesel-Zusatz, den wir übrigens schon die ganze Zeit fahren, fängt er manchmal in dieser Höhe an zu ruckeln. Und wir merken es an den umfangreichen Schneefeldern, die auf den Bergen und an den Straßenrändern noch sichtbar sind. Außerdem fällt die Temperatur auf 14°. Und wir sind mit Shorts unterwegs. Beim ersten Halt, in Cloudcroft, einem typischen Wintersportort, müssen wir dann auch schnell lange Hosen anziehen. Die Häuser sehen etwas kurios aus - wie eine Westernstadt, oben in den Bergen. Alle Park-Campgrounds sind noch bis Mai geschlossen. Also heißt es für uns immer weiter fahren. Kein Parkplatz - nichts in Sicht. Bis wir wieder öffentliches Land erreichen - den Lincoln National Forest. Und direkt der erste Campground ist offen. Außer uns steht niemand hier. Also haben wir wieder eine sehr ruhige Nacht vor uns.

 

6.3.2016 Überführung Carlsbad Caverns und Guadalupe Mountains National Park

Heute geht es weiter durch die Sacramento Mountains Richtung Artesia. Hier sind wir wieder etwas tiefer, so auf 1400-1500 Meter. Jetzt geht es südwärts Richtung Carlsbad. Wir fahren jetzt durch Farmland und überall stehen Ölpumpen. Sowohl die alte Version - die mit dem auf und ab schwingenden Pumpenkopf - als auch die neue Version, da sieht man nur große Container in der Landschaft stehen. Und die sind dann in den Farben der Landschaft angemalt, so dass sie fast überhaupt nicht mehr auffallen. Wahrscheinlich wird sich dieses Bild in Texas noch verschärfen. Auf unserem Weg treffen wir auf den Brantley Lake State Park. Dieser Campground liegt an einem Stauwasserbecken, das jetzt im März nur halbvoll ist. Da nicht mehr viel Schmelzwasser aus den Bergen zu erwarten steht, wie sieht das denn dann erst im Sommer aus?

Wir finden einen ruhigen Platz, direkt am Uferrand. Leider gibt es sehr viele Fliegen hier. Also, Tür zu und Fenster auf mit heruntergezogenen Fliegengittern. Schade, eigentlich! So fällt unser geplanter Abendspaziergang aus. 

weiter gehts mit TEXAS!